„Jenseits der Donnerkuppel“ – Schweinegülle und LNG

Nur sehr wenige Filme haben mich so tief geprägt wie die Sage von Mad Max. Ein einsamer Krieger der die Wüste einer Zivilisation nach einem Atomkrieg (oder was davon übrig war) durchstreift.

Ich mochte die Action, aber der dritte Teil der Saga war vor allem wegen seiner Seen aus Schweinegülle etwas Besonderes. Eine Armee von Schweinen lebt unter Bartertown, dem letzten Außenposten der Zivilisation in „Jenseits der Donnerkuppel“. Die Schweinegülle erzeugt Methan, das der Stadt brennende Lichter und Treibstoff sichert.

Die meisten erinnern sich sicher an den Slogan „Zwei gehen rein, nur einer kommt raus“. Die riesige Schweineherde aber ist der Moment an den man sich wirklich erinnern muss, weil hier wahre Innovation gelebt wird. Vergessen Sie Windräder und Solarstrom. In Zukunft werden wir unseren Treibstoff auch aus Schweinegülle erzeugen.

So, jetzt aber zurück zur harten Realität. Wie realistisch ist die Methanproduktion aus Schweineexkrementen denn wirklich? Das Ganze ist ziemlich flüssig und wir wissen alle aus der Biogasproduktion, dass je dicker der Morast ist, desto mehr Biogas es pro Volumseinheit Biomasse gibt.

Schweinemist erzeugt genauso viel Methan wie andere Tierabfälle. Zwischen 0,1 und 0,4 m3 CH4/kg VS erzeugt Schweinegülle, und das hängt im Großen und Ganzen davon ab wie frisch die Gülle ist und was die Schweine gefressen haben. Rindermist erzeugt generell weniger pro Volumseinheit. Allgemein ist der wichtigste Faktor was die Tiere fressen und Schweine sind unglaublich effiziente Futterverwerter.

Das Problem ist der extrem hohe Flüssigkeitsgehalt der Schweinegülle. Damit kann man wirtschaftlich im Fermentierer nur sehr schwer umgehen. Manche Güllesorten haben nicht mehr als 2,5% Festanteil – nicht wirklich etwas das man gerne schaufelt.  Rindermist hat typischerweise etwa 12% Feststoffanteil.

Unser wahres Problem ist nicht, dass Schweinegülle schlechtes Methanpotential aufweisen würde, sondern eher weil wir sie lieber im hochflüssigen Zustand verarbeiten da es einfacher ist. Hier handeln wir uns aufgrund unserer Bequemlichkeit ein anderes Problem ein.

Es muss auch nicht überraschen, dass die meisten Schweinegülle-Vergaser nichts anderes als abgedeckte Güllelagunen sind. Man kann natürlich jederzeit auf die technisch sehr viel potenteren Fermentierer umsteigen, aber die sind immer teuer und auch nicht wirklich sehr einfach zu bedienen.

Hier kommen Co-Fermentationsprodukte ins Bild. Weil wenn man einfach etwas festere Exkremente von anderen Nutztieren oder andere Biomasse zufügt, die Methanausbeute steil in die Höhe geht. Auf diese Art und Weise lässt sich der Fermentierer sehr viel effizienter betreiben. Ein Co-Fermentationsprodukt ist etwas, dass man dem Fermentierer zusätzlich beigibt um die Gasproduktion anzutreiben. Das kann Rindermist, Schlachthausabfälle, Hühnermist, Kartoffelschalen bzw. sonstige Essensreste, Getreidehülsen und Abfälle oder sogar Sägespäne sein. Diese dicke Mischung wird im Fermentierer für eine Menge zusätzliches Gas sorgen.

Altfette aus dem Restaurantbetrieb sind ein extrem potentes Co-Fermentationsprodukt. Nur 10% zusätzliches Fett zur Schweinegülle treibt die Gasproduktion auf das Sechsfache des Normalwerts.

Aber die richtige Dosierung ist das Geheimnis. Größere Mengen an Co-Fermentationsprodukten können toxisch wirken. Man sollte niemals vergessen, dass da drinnen Bakterien leben und so wie das mit lebenden Organismen halt ist, hängt ihre Effizienz und auch ihr Überleben von einer ganzen Reihe von Faktoren ab.

Manche Bakterien gedeihen unter extrem sauren Bedingungen, die ein Mensch unmöglich überleben würde. Andere wiederum leben von Schwefelschleim, auch nicht des Menschen beliebtester Nachmittags-Snack.

So wie der ganze Rest des Biogasgeschäfts, beginnen wir gerade erst die komplexen Vorgänge im Fermentierer richtig zu verstehen. Und wir werden jeden Tag besser. Vergessen wir nicht – das heute geförderte Erdgas wurde vor Jahrmillionen von Bakterien aus sich zersetzender Biomasse, die sich in Kohlenwasserstoffe verwandelt hat erzeugt. Ein sehr ähnlicher Prozess wie im Fermentierer, bloß, dass wir keine Jahrmillionen warten möchten.

Die Natur brauchte so lange. Der Mensch und Schweine sind viel schneller und ich gehe jede Wette ein, dass es eine Menge Schweinebauern gibt, die gerne den saubersten Treibstoff den man in ein Fahrzeug füllen kann herstellen würden. Und das aus etwas, was ihnen immer Probleme verursacht hatte.

Schweinegülle war Abfall – bis jetzt. Und sie loszuwerden war teuer. Nun könnte es unser Haus warm halten und unser Auto antreiben.

Zudem 100% CO2 neutral und auch sonst mit nur sehr niedrigen Emissionen.

In Mad Max 3 wurde das Umzubringen eines Schweines fast mit dem Tod bestraft. Es hat einem zumindest lebenslang bei den Schweinen eingebracht. So weit werden wir wohl nicht gehen, aber vielleicht sehen wir bald Schweineausscheidungen mit anderen Augen.

„Jenseits der Donnerkuppel“ – Schweinegülle und LNG
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