Warum LNG die Butter billiger macht

Das Leben ist teuer im Staate Österreich. Wer die letzten Jahre die Preise für so ziemlich alles beobachtet hat, wird feststellen, dass alles gewaltig in die Höhe geklettert ist.

Es gibt mannigfaltige Begründungen für diesen gewaltigen Preisschub, aber einer der wichtigsten Gründe ist der sehr hohe Ölpreis.

Wir haben uns schon so an teures Öl (und damit teuren Diesel oder Benzin) gewöhnt, dass wir schon fast vergessen hatten wie es anders sein kann. Ich kann mich noch sehr gut an 12 USD pro Fass Brent Rohöl erinnern. Das war in meiner Jugend und damals fragte man sich, ob der Preis wohl unter 10 USD fallen und sich die Ölförderung jemals wieder auszahlen würde.

Auch wenn man die Inflation in die Betrachtung mit einbezieht, so zahlen wir heute einen der höchsten Preise für unseren Treibstoff seit wir uns mit motorisierten Fahrzeugen fortbewegen.

Gleichzeitig leben wir aber auch in einer hochmobilen Gesellschaft. Die Zeiten in denen 80% der Waren – die wir zum täglichen Bedarf gebraucht haben – im 5 Kilometer Umkreis erzeugt wurden sind lange und definitiv vorbei. Damit wird alles was wir einkaufen über mehr oder weniger große Distanzen herantransportiert und auch wenn dieser Transport am Ende billiger kommt als die wirklich lokale Produktion, so ist Logistik heute ein wesentliches Element in der Versorgungskette.

Wenn man heute ein T-Shirt, das in Tunesien gefertigt wurde kauft, findet man darin die Transportkosten für die Rohstoffe nach Tunesien und dann vom Massentransport von Tunesien nach Österreich bis zum Regional LKW- Transport alles. Das ist auch bei Schuhen aus dem Vietnam so und die Logik ändert sich nicht bei der Butter aus der Steiermark oder beim Rindsschnitzel aus Tirol. Nur weil die Wege kürzer sind heißt das nicht, dass die Logistik kein großer Kostenfaktor wäre.

In der logistischen Kette ist logischerweise das letzte Glied das teuerste. Das heißt dass auf dem Weg von Vietnam ins Regal in der Markt-Filiale in Ottakring das kleine Stückchen Weg vom Auslieferungslager in den Supermarkt wesentlich teurer kommt, als das riesige Stück von Vietnam nach Rotterdam. Immerhin fahren große Schiffe aufgerechnet auf das einzelne Paar Schuhe, den Kilometer unendlich viel günstiger, als ein vergleichsweise kleiner Auslieferungs-LKW.

Bei der Butter aus der Steiermark nach Ottakring gibt es das lange (relativ billige Element) gar nicht, was dann die Logistik für Schuhe aus dem Vietnam interessanterweise nicht sehr viel teurer macht als jene für Butter aus der Steiermark.

Alle Transportmodis (außer vielleicht der elektrische Stapler im Lager) werden mit Treibstoffen betrieben die aus Rohöl gewonnen wurden. Diesel bei den Fahrzeugen, Schweröl bei den Schiffen und Kerosin wenn geflogen wird. Das heißt aber auch, dass der international sehr homogene Ölpreis die Preise für Transport diktiert.

Denn Treibstoffkosten machen einen beachtlichen Teil der gesamten Logistikkosten eines Produkts aus. Bei LKW Transporteuren kostet der Treibstoff oft ein Drittel des Fahrzeugbetriebes und bei Schiffen können es schon einmal wesentlich mehr als 50 % sein.

All diese Kosten finden sich im Regalpreis – den ein Konsument für ein Produkt zahlt – wieder. Somit zahlt auch ein radfahrender Grüner, der nur Bio konsumiert, mit am Ölpreis weil seine Produkte auch angeliefert werden oder aber weil irgendwie Erdöl bei der Fabrikation zum Einsatz kam. An den hohen Treibstoffkosten zahlt jeder mit, wenn man nicht gerade auf einer Alm, fernab von jeder Zivilisation, von dem lebt was der Garten hergibt. Das sind aber selten Leser dieses Blogs.

Aber ist LNG nicht auch ein Erdölprodukt? Es wird doch genauso wie Erdöl, aus von der Erde gefördertem Erdgas, hergestellt. Das stimmt aber nur bedingt.

Erdölprodukte werden wie ihr Name schon suggeriert aus Rohöl im Raffinerieprozess hergestellt. Sie stecken sozusagen im Rohzustand im Fass Rohöl. Das ist beim Erdgas nicht der Fall.

Es werden zwar in einer Raffinerie marginale Mengen an Erdgas frei, aber die sind minimal und für wirtschaftliche Nutzung nicht relevant. Die großen Mengen an verfügbarem Erdgas werden aus eigenen Lagerstätten eigens gefördert – das hat mit Erdöl eigentlich nur noch den Umstand gemein, dass man dabei Löcher in die Erde bohrt.

Daher sind Erdöl und Erdgas auch preislich entkoppelt. Auch wenn sie beide aus derselben molekularen Familie kommen, so sind die Kostentreiber bei beiden Rohprodukten doch sehr verschieden.

Lange Zeit war es so, dass Erdgaspreise den Ölpreisen folgten, aber das waren nur Kunstgriffe, weil sich in Ermangelung eines echten Marktes keine besseren Preismechanismen gefunden hatten. Seit der Gasmarkt-Liberalisierung und der damit verbundenen Schaffung eines echten Gasmarktes ist der Kunstgriff Ölpreis-Formel endlich auch Geschichte.

Zurück zu unseren Schuhen. Erdgas (oder verwenden wir doch lieber den korrekten Ausdruck Methan) ist ein wesentlich besserer und vor allem künftig auch billigerer Treibstoff als Diesel. Und er kann alles was Diesel auch kann, die Einsatzmöglichkeiten sind also sehr weit.

Wenn man Schiffe, LKWs und Flugzeuge mit Methan betankt, erleidet man also niedrigere Spritkosten. Schon allein diese Aussage stimmt, aber es kommt noch dicker.

Neue Abgasvorschriften machen die Nutzung von Diesel zu einem recht kostspieligen Vergnügen, weil die Filter- und Aufbereitungstechnik immer komplexer und damit teurer wird. Das treibt Wartungskosten in die Höhe und verlängert die Auszeiten für Fahrzeuge. Das schafft auch völlig neue Kostenelemente wie zum Beispiel das Tanken von Harnstoff um Stickoxide aufzuspalten. Alle diese Elemente drehen an der Kostenspirale des Diesel, sodass dieser Treibstoff langsam nicht mehr leistbar wird. Die Umweltauflagen werden erdrückend.

LNG (und vor allem BioLNG) erfüllt diese Auflagen sehr leicht und ist deswegen relativ billiger. Die sehr einfache Technologie tut ihr übriges um Wartungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Und diese geringeren Kosten findet man auch in den Waren wieder die man jeden Tag einkauft. Denn billigerer Transport bedeutet auch billigere Schuhe, billigere Hosen aber auch billigere Butter oder Rindsschnitzel und was sonst noch transportiert werden kann.

LNG als Treibstoff geht jeden etwas an. Auch Fahrrad-affine Umweltschützer.

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