Wir müssen nicht energieautark sein – aber es hilft

Seit einiger Zeit schwillt die Debatte, warum Europa und damit auch Österreich gegenüber den USA an Wettbewerbsfähigkeit verliert, nicht ab. Damit es aber nicht zu langweilig wird, kommt noch ein Konflikt mit unserem Lieblingsgaslieferanten Russland dazu, und zusätzlich dürfen wir uns über Chaos im Irak und in Libyen freuen.

Warum ist das alles toll für uns? Weil wir die Auswirkungen all dieser Entwicklungen (und noch etlicher mehr) direkt im Geldbörsel spüren.

Der Wohlstand eines Volkes, Landes, einer Gesellschaft entwickelt sich immer mit billiger Energie weiter. Ist Energie teuer, wird sie zu einer bleiernen Wolke des Rückschritts, weil die hohen Preise alles lähmen.

Würden bei uns freie Unternehmer Profit aus solch einer Krise schlagen können, würde sich das Problem von selbst erledigen, aber Unternehmer haben wir im Energiebereich keine mehr. Zu sehr glauben wir an die Allgewalt der großen Energiekonzerne und ihrer göttlichen Unfehlbarkeit. Dass jene, aber gerade am allerwenigsten etwas gegen diese Situation tun wollen, sollte auf der Hand liegen. Schließlich verdienen sie an hohen Energiepreisen prächtig.

Und Umweltschutz ist nur dann ein Thema, wenn es sich in der Bilanz gut ausschlachten lässt. Ansonsten weiht man lieber eine Wasserstofftankstelle ein, um die lästigen Menschen zu beruhigen. Man tut ja etwas.

Aber alles Geplustere, alle schönen Versprechen und Beruhigungspillen und all der Betrug am Konsumenten helfen nicht, wenn das Kartenhaus in sich zusammenbricht. Wenn die Mitspieler in den Produzentenländern nämlich ihre Rolle vergessen, oder aber gar nicht mehr spielen können.

Nennen wir es beim Namen – die globale Energiearchitektur ist ein Kartenhaus. Das war es immer schon, jedoch noch nie in der Geschichte wurde uns die Natur der Dinge so bewusst wie heute. Der Ölpreis ist hoch wie nie und damit wurde alles richtig teuer. Die Blasen aus Gier und Erwartungshaltung brechen in sich zusammen und nehmen unsere Hoffnung, unsere Arbeitskraft mit auf ihrem Weg in die Hölle. Die Diktaturen im Mittleren Osten brechen zusammen und machen das Chaos offenbar, das dort schon seit Jahrzehnten schlummerte und nur darauf wartete endlich mit brutaler Gewalt loszubrechen. Und ja, im Osten nichts Neues, weil ähnlich wie bei uns, die Menschen noch immer lieber einem starken Mann vertrauen als ihrem Verstand.

Es ist nicht unsere Schuld was dort passiert, dennoch ist es unsere Schuld, dass wir uns von diesen Geschehnissen abhängig gemacht haben. Ohne Öl würden uns die Vorfälle im Irak und in Syrien sehr wohl auf menschlicher Ebene treffen, sie könnten aber keinen wirtschaftlichen Druck auf uns ausüben. Wir sind alle voneinander abhängig, doch warum soll eine alleinstehende Mutter die Krisen der Welt im Milchpreis mitbezahlen? Warum ein Mindestrentner oder sonst jemand?

Wir sind abhängig von diesen Ereignissen, weil es sich die Entscheider bei uns einfach gemacht hatten. Politiker und Manager staatsnaher Konzerne hassen nichts mehr, als etwas an den Gegebenheiten zu verändern. Sie hassen es so sehr, dass sie billigend den totalen Zusammenbruch der Gesellschaft in Kauf nehmen, nur damit sie ja nichts verändern müssen.

Denn es stimmt einfach nicht, dass Öl aus Saudi Arabien kommt oder Gas aus Russland. Wir haben nur seit Jahrzehnten nichts anderes gelernt und wir lernten auch, dass alles was wir dazu beitragen könnten nur Spinnereien von Baumumarmern sein können.

Ich bin kein Baum-Umarmer und ich bin sicher kein Grüner, vor allem deswegen, weil Umweltschutz und Grüner sein, zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind. Weder können wir diesen Planeten wieder in den vormenschlichen Zustand zurückversetzen und ich denke auch, dass die Mehrheit das nicht wollte (auch der Grün-Wähler) noch ist etwas noch lange nicht natürlich oder gesund oder gut für die Umwelt nur weil die Ökomafia es als besonders hip anpreist.

Aber deswegen jeden Gedanken an die Umwelt mit Argwohn zu betrachten ist auch falsch. Weil wir in dieser Welt nun einmal leben und solange wir uns nicht in Massen zu den Sternen aufmachen, wird sich das wohl auch nicht leicht ändern.

Wir brauchen also Energie die unseren Planeten nicht umbringt und gleichzeitig billig genug ist, damit sie ihre Rolle als Wohlstandsmotor der Völker erfüllen kann.

Und diesen Spagat schafft nur ein massiver Umstieg auf Methan als Grundlage unseres Energiesystems. Jetzt der Aufschrei „Was, noch mehr Erdgas? Haben wir nicht schon genug Probleme mit den Russen?“

Erstens muss Methan nicht aus Russland kommen und zweitens (jetzt wird‘s spannend) gibt es keinen guten Grund, warum es aus Erdgas gewonnen werden muss. Es gibt unzählige Methanquellen und das Beste ist, dass die meisten davon erneuerbar und somit CO2 neutral sind.

Jetzt ist es, aber leider so, dass wir in den letzten 10 Jahren unsere Biogasbetreiber langsam an einen Schwall an Förderungen gewöhnt haben,  so dass sie unternehmerisches Denken schon seit Unzeiten abgelegt hatten. Warum auch sich nach der Decke strecken, wenn einem der Staat das Geld in den Allerwertesten schiebt?

Blöd ist nur, dass einerseits dem Staat jetzt auch das Geld ausgeht und er deswegen die Förderungen kappt, und andererseits die Biogasbetreiber noch nicht einmal mit diesen Förderungen gelernt haben zu überleben. In geschützten Bereichen wird man nun einmal nicht zum nächsten Dschingis Khan. Eher zur Wabbelmasse die auch die fundamentalsten Regeln der Betriebswirtschaft nicht mehr versteht.

Dabei ist es für mich schwer zu verstehen, dass vor zehn Jahren, als Erdgas und Erdöl noch vergleichsweise sehr viel billiger waren als heute, Biogas als wirtschaftlich interessant erschien und jetzt wo die Konkurrenzenergie so viel teurer ist, soll sie auf einmal unwirtschaftlich geworden sein.

Vor über zehn Jahren wurde der Investentscheid zu Atlantic LNG gefasst. Damals waren Erdgas und Erdöl superbillig im Vergleich zu heute und nun schafft es kein neues LNG Projekt mehr schwarze Zahlen zu schreiben bei vielfach höheren Energiepreisen.

Ich will noch deutlicher werden. Sie sind Bonbonfabrikant und haben gelernt Gewinn zu machen, wenn das Kilo Bonbon 4 Euro kostet. Jetzt ist aber der Preis für die selben Bonbons von 4 auf 20 Euro gestiegen und auch wenn die Rohmaterialien zur Bonbonherstellung jetzt das Doppelte oder gar das Dreifache kosten, sollte doch etwas übrig bleiben. Tut es aber nicht mehr.

Ich vermute, dass es nicht die böse Weltwirtschaft ist, die uns hier einen Streich spielt oder eine Falte im Raum-Zeit-Kontinuum, sondern einfach nur eine Mischung aus Gier, Faulheit und Inkompetenz. Big Energy hat bis vor wenigen Jahren im Schlaraffenland gelebt, wo die gebratenen Tauben direkt in den Mund geflogen sind und jetzt sind sie alle träge, fett und faul geworden. Ein bisschen wie Kaiser Neros Tafelrunde haben sie verlernt wie man sprintet, ja sogar oft wie man geht. Und jetzt stehen wir vor dem Scherbenhaufen und fürchten uns vor russischen Herrschern und islamischen Terroristen. Auf dass uns der Sprit niemals ausgehe.

Wir müssen nicht energieautark sein – aber es hilft
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